Wie kann das Bildungs- und Schulsystem an die Anforderungen von heute angepasst werden?
Diese Antworten finden sie auch - ggfs. leicht gekürzt - vertont in unserem Podcast-Angebot.
Justus Lüder, CDU
Schülerinnen und Schüler sehen die Digitalisierung als enorm wichtig an und haben ein großes Interesse an diesen Themen. Die Schulen sind jedoch weiterhin im Rückstand, was die Digitalisierung in der Bildung angeht. Deswegen müssen wir auch als Bund mehr in die digitale Infrastruktur und die Fortbildung der Lehrkräfte investieren. Jedoch weiß ich auch aus der Erfahrung meiner jüngeren Tochter, dass es nicht nur von Vorteil ist, alles auf Tablets zu machen. Ein Buch oder einen Stift in die Hand zu nehmen ist für einige Schülerinnen und Schüler mit höheren Lerneffekten verbunden. Es müssen außerdem die Lehrpläne angepasst werden, Fächer die unsere Gesellschaft direkt betreffen, wie zum Beispiel Wirtschaft oder Politik müssen meiner Meinung nach verpflichtend an Schulen unterrichtet werden.
Fördern ja, aber auch fordern. Den Leistungsgedanken zu aktivieren ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Es unterstützt bei der Entwicklung von Persönlichkeiten, individuelle Talente können entdeckt werden. Es geht hierbei nicht um Wettbewerb, sondern darum, dass die Kinder lernen, dass Anstrengung zu Erfolg führen kann. Das bereitet sie auf den Beruf und das Leben vor!
Daniela Rump, SPD
Wieder das Thema Schuldenbremse: Für eine starke Zukunft unserer Gesellschaft müssen wir heute in Bildung investieren. Wir brauchen mehr digitale Ausstattung an Schulen, gut ausgebildete Lehrkräfte und vor allem Chancengerechtigkeit. Im Landkreis Hildesheim könnte das bedeuten, gezielt Schulen in sozialen Brennpunkten zu fördern, wie durch Startchancenprogramm, das bundesweit Schulen in schwierigen Lagen unterstützen will. Es darf nicht vom Wohnort abhängen, welche Möglichkeiten Kinder und Jugendliche haben.
Thorsten Althaus, AfD
Ein leistungsorientiertes, mehrgliedriges Bildungswesen ist die Grundlage unseres Wohlstands und wesentlicher Bestandteil unserer Kultur. Während seit Jahrzehnten die Zahl der Abiturienten immer weiter steigt und die Noten auf dem Papier immer besser werden, fehlen den Auszubildenden und Studienanfängern jedoch mittlerweile grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten. Statt einer Senkung der Leistungsanforderungen müssen die Bildungsstandards aller Schulformen und Bildungseinrichtungen wieder auf das Niveau einer führenden innovativen Wissenschafts- und Industrienation angehoben werden.
Die AfD befürwortet ein nach Begabungen differenziertes Schulsystem, das dem unterschiedlichen Leistungsvermögen der Schüler gerecht wird. Gleichzeitig soll aber eine Durchlässigkeit gewährleistet werden. Hochbegabungen sind besonders zu fördern. An allen Schulformen sollen die Klassenstärken verringert werden. Das Abitur muss wieder zum Ausweis der Studierfähigkeit werden; der Haupt- oder Realschulabschluss zur Berufsausbildung befähigen. Wir werden verbindliche Kriterien für den Übergang auf das Gymnasium festlegen. Schulen in freier Trägerschaft (Privatschulen) sind eine sinnvolle Ergänzung des staatlichen Bildungswesens.
Kinder haben ein Recht auf Bildung und der Staat ist verpflichtet dies sicherzustellen. Er kommt dieser Verpflichtung aber nur noch unzureichend nach. Deshalb wollen wir die im internationalen Vergleich sehr strenge deutsche Schulpflicht lockern und zu einer Bildungspflicht umwandeln. Das Wohl der Schüler muss dabei immer im Vordergrund stehen. Die schulischen Leistungen in Deutschland sind seit Jahren rückläufig. Ein Hauptgrund hierfür sind Entwicklungsrückstände und zu geringe deutsche Sprachkennnisse. Wir setzen uns für die Einführung einer bedarfsorientierten Vorschule ein, um alle Kinder so weit zu fördern, dass sie dem regulären Unterricht folgen können.
Eine Inklusion muss mit Augenmaß erfolgen, den Kindern Erfolgserlebnisse ermöglichen, darf aber Schüler und Lehrer nicht überfordern und die Mitschüler nicht am Lernfortschritt hindern.Kinder mit besonderem Förderbedarf erhalten in der Förderschule eine umfassende Unterstützung, die die Regelschule nicht leisten kann. Die AfD setzt sich deshalb für den Erhalt der Förderschulen ein. Die Förderschule sollte wieder zum Regelfall für Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden.
Grundsätzlich benötigen Schulen eine moderne, zeitgemäße IT-Ausstattung. Dies ist vor allem für den Informatikunterricht, für die Berufsausbildung in technischen Fächern sowie für den verantwortungsvollen Umgang mit den KI-Systemen notwendig. Allerdings muss Digitalisierung stets unter den Prämissen der Sinnhaftigkeit und der Arbeitserleichterung betrachtet werden. Eine ausschließliche Verwendung von Tablets im Unterricht stellt eine Einschränkung der Methodenvielfalt dar. Online-Unterricht sollte möglichst vermieden werden. Die ersten vier Schuljahre sollten vorwiegend digitalfreie Räume sein, da sie der Aneignung der grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Rechnen und Schreiben dienen.
Die duale Ausbildung in Unternehmen und Berufsschulen ist ein Erfolgsmodell. Jedoch gefährdet das Streben nach immer höheren Abiturientenquoten den Nachwuchs in den Ausbildungsberufen. Zahlreiche Lehrstellen können aus Mangel an ausreichend qualifizierten Bewerbern nicht besetzt werden, zu viele Lehrlinge brechen die Ausbildung ab. Die beruflichen Schulen müssen als tragende Säulen der beruflichen Bildung sowie des lebenslangen Lernens gestärkt und der Wert der beruflichen Bildung stärker gewürdigt werden. Die Haupt- und Realschulen sollen durch Kooperationen mit Unternehmen sowie den Industrie- und Handwerkskammern attraktiver werden.
Sebastian Baacke, Volt
Volt setzt sich für eine Abkehr vom Bildungsföderalismus ein, damit ein Wohnortwechsel zwischen den Bundesländern nicht weiter zum Nachteil für Lernende wird. Kinder sollten von möglichst früher Sprachförderung profitieren – möglichst schon in Kindertagesstätten. Gleiches gilt für konsequente Deutschsprachförderung für Kinder mit Migrationshintergrund. Für alle Zielgruppen sollen kostenlose Deutschkurse angeboten werden.
Volt plädiert für eine Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems und für längeres gemeinsames Lernen, wie es in vielen anderen Ländern erfolgreich praktiziert wird. Schulen erhalten Fachkräfte für Psychologie, Schulsozialarbeit und Schulgesundheit, um die Lernbedingungen von Schüler*innen zu verbessern. Die digitale Schulinfrastruktur muss dringend modernisiert werden, um jungen Menschen multimediales Lernen zu ermöglichen und ihre Medienkompetenz zu stärken, insbesondere ihre Quellenkompetenz. Im 21. Jahrhundert sind Kenntnisse in Informatik eine Grundfertigkeit, weshalb dieses Fach in allen Schuljahren unterrichtet werden soll.
Marvin Bellgardt, parteilos
Das Schulsystem muss alltagstauglicher gemacht werden. Es muss nicht unbedingt jeder die tiefste Mathematik oder die Gedichte von vor mehreren hundert Jahren lernen... Viel wichtiger ist doch, dass etwas fürs Leben gelehrt wird. Wie mache ich meine Steuererklärung, wie gestalten sich Verträge und welche Rechte und Pflichten habe ich als Bundesbürger. Dies hätte mir selbst mehr gebracht als die Lektüre aus vergangenen Tagen!
Maik Brückner, Die Linke
Wir fordern eine kostenlose Bildung von der Kita bis zur Uni und eine massive Investitionsoffensive in Schulen. Digitale Infrastruktur, mehr Lehrkräfte und kleinere Klassen sind notwendig, um Chancengleichheit herzustellen.
Tim Heckeroth, FDP
Das deutsche Bildungssystem muss modernisiert werden, um junge Menschen bestmöglich auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Wir setzen auf bundesweit einheitliche Qualitätsstandards, digitale Lehrmethoden und eine engere Verzahnung von Theorie und Praxis. Schulen sollen mehr Eigenverantwortung erhalten, um ihre Lehrpläne und Konzepte an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler anzupassen. Lehrkräfte brauchen bessere Arbeitsbedingungen, Fortbildungsmöglichkeiten und eine leistungsorientierte Bezahlung.
Zudem wollen wir die frühkindliche Bildung stärken, verpflichtende Sprachtests vor der Einschulung einführen und die berufliche Bildung attraktiver machen. Wirtschaft, Informatik und Finanzbildung sollen fester Bestandteil der Lehrpläne werden. Gleichzeitig setzen wir uns für digitale Bildung, künstliche Intelligenz im Unterricht und moderne Lernmethoden ein. Unsere Schulen müssen Orte der Innovation werden – mit gut ausgestatteten Gebäuden, flexiblen Lernräumen und praxisnahen Konzepten.
Ottmar von Holtz, Grüne
Wir wollen eine gemeinsame Bildungsoffensive, um noch mehr Schulen, Kinder, Jugendliche und Heranwachsende zu erreichen. Mit einem “Zukunftsinvestitionsprogramm Bildung“ wollen wir mit Ländern und Kommunen bundesweit für mehr Chancen- und Generationengerechtigkeit sorgen. Dadurch sorgen wir für moderne und barrierefreie Schulgebäude mit digital ausgestatteten Klassenräumen. Wir wollen mehr Stellen für Schulsozialarbeit, Schulpsychologie und Inklusion schaffen. Inhaltlich wollen wir die digitalen Fähigkeiten und Medienkompetenz, Bildung für nachhaltige Entwicklung und politische Bildung fördern. Die Digitalisierung unserer Schulen ist eine Daueraufgabe von Bund, Ländern und Kommunen, in die weiter investiert werde muss.