DGB beziffert Verluste durch Tarifflucht auf über sieben Milliarden Euro – Radio Tonkuhle Hildesheim
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Im Land Niedersachsen gehen jedes Jahr mehr als 7 Milliarden Euro verloren, weil Beschäftigte nicht nach Tarif bezahlt werden. Das hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mit Daten des Statistischen Bundesamts berechnet. Aufgrund von Tarifflucht und Lohndumping würden im Land jährlich 4,6 Milliarden Euro an Sozialversicherungsbeiträgen und 3 Milliarden Euro an Einkommensteuer weniger eingenommen, was allein für die Kommunen 443 Millionen Euro an Steuermindereinnahmen bedeute.

Die fehlende Tarifbindung schmälere aber nicht nur die Einnahmen des Staates und der Sozialversicherungsträger, so der DGB, auch Einkommen und Kaufkraft der Beschäftigten litten erheblich. Wer in Niedersachsen nach Tarif bezahlt werde, habe im Jahr netto durchschnittlich rund 3.900 Euro mehr im Portemonnaie als nicht tarifgebundene Beschäftigte. Bei Teilzeitbeschäftigten betrage dieser Vorteil im Schnitt rund 3.600 Euro netto.

Dr. Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des DGB Niedersachsen, sagte, die Arbeitgeber machten auf Kosten der Allgemeinheit "einen riesigen Reibach", und das sei unanständig. Deshalb gehe Tarifflucht jeden etwas an. Der DGB fordere, dass öffentliche Aufträge und Fördergelder nur dorthin fließen, wo Tarifverträge gelten. Der Staat dürfe Lohndumping nicht mit Steuergeldern unterstützen. Im Falle einer Aufspaltung oder Abspaltung eines Unternehmens sollten Tarifverträge bis zu einer neuen Regelung fortgelten. Zudem müsse es leichter werden, Tarifverträge für alle Unternehmen einer Branche allgemeinverbindlich zu erklären.

In Niedersachsen profitierten letztes Jahr laut DGB 54 Prozent der Beschäftigten von einem Tarifvertrag, im Jahr 2000 seien es noch 69 Prozent gewesen. Die sinkende Tarifbindung sei darin begründet, dass Arbeitgeber sich branchenweit geltenden Tarifverträgen zunehmend entzögen sowie Betriebe ohne Tarifbindung neu- und ausgegründet würden.

fx

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