Uni-Studie zeigt langjähriges Missbrauchs-Netzwerk – Radio Tonkuhle Hildesheim
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Eine neue Studie der Universität zeigt auf, dass es um den Sozialpädagogen und Sexualwissenschaftler Helmut Kentler ein langjähriges Netzwerk des Missbrauchs von Minderjährigen gegeben hat. Sie wurde jetzt in Hannover vorgestellt, nachdem es 2019 bereits einen Zwischenbericht gegeben hatte. Diese zeige nun, dass der bisherige Fokus auf die Person Kentlers und den Zeitraum der 60er- und 70er Jahre zu eng sei, so die Mit-Autorin Caroline Oppermann.

Der 2008 verstorbene Kentler habe mit anderen zusammen ab den frühen 70er Jahren Kinder und Jugendliche aus der Berliner Kinder- und Jugendhilfe an pädophile Pflegeväter vermittelt, mit dem Wissen, dass sie dort Opfer sexualisierter Gewalt werden könnten. Er habe dies als ein "wissenschaftliches Experiment" betrachtet. Es hatte deshalb strafrechtliche Untersuchungen gegeben, allerdings waren die bekannten Taten zu dieser Zeit bereits verjährt. Nun zeigt der neue Bericht, dass auch gezielt Jungen in Wohngemeinschaften und an anderen Orten untergebracht wurden.

Kentler war in den 60er- und 70er-Jahren in Berlin Abteilungsleiter am Pädagogischen Zentrum und später Professor für Sozialpädagogik an der Universität Hannover. Das Netzwerk um ihn soll besonders in  Berlin sowie in Göttingen, Hannover und Lüneburg, und außerdem in Tübingen (Baden-Württemberg) und Heppenheim (Hessen) aktiv gewesen sein. Berlins Jugendsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) sprach bei der Vorstellung der Studie von "unsäglichen Experimenten" - dies sei das bedrückendste Kapitel in der Geschichte der Kinder- und Jugendhilfe der Bundeshauptstadt. Sie werde sich dafür einsetzen, das "Kentler-Experiment" bundesweist aufarbeiten zu lassen. Das Team der Uni Hildesheim kündigte an, bis zu einer entsprechenden Entscheidung allein weiterzuarbeiten, und hofft auf neue Hinweise von Betroffenen.

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